Festgottesdienst und Festakt "40 Jahre BSG" gefeiert

Ein offenes Haus: 40 Jahre Bildungsstätte St. Gunther 

Die Bildungsstätte St. Gunther der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V. feierte ihr 40-jähriges Bestehen. Was für ein Jubiläum! Zahlreiche Gäste feierten es gerne mit und kamen in die Bildungsstätte St. Gunther. Stadtpfarrer Dieter Zinecker zelebrierte den festlichen Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche St. Jakob. KJF-Direktor Michael Eibl machte zu Beginn der Feierlichkeiten deutlich: „Vor 40 Jahren brauchte es den Mut von Pionieren wie Prälat Dr. Josef Schweiger, die eine Trägerschaft für eine Förderschule übernommen haben. Davon profitieren noch heute die Familien mit ihren Kindern, weil St. Gunther sich immer mehr zu einem Ort der individuellen Förderung und Begleitung entwickelt hat." Zum Jubiläum dankte KJF-Direktor Michael Eibl allen engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in diesen vier Jahrzehnten wertvolle Arbeit von der Frühförderung bis zur beruflichen Bildung in der Berufsschulstufe für die Kinder und Jugendlichen in St. Gunther geleistet haben. Unter der umsichtigen Führung von Thomas Herbst, so Eibl, entwickeln sie das Förderzentrum der KJF zu einer modernen inklusiven Einrichtung weiter.

Ganzheitliche Förderung und ganzheitliches Lernen           

„Ganzheitliches Lernen über die Schule hinaus", diese Leistung bescheinigte der leitende Regierungsschuldirektor Stefan Fricker den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in seinen Glückwünschen. 40 Jahre St. Gunther seien geprägt von steter Weiterentwicklung zum Wohle der Kinder. In diesen vier Jahrzehnten war die ganzheitliche Förderung der Kinder und Jugendlichen stets ein Herzensanliegen aller pädagogischen Fachkräfte im Haus. Der Aufbau der Schule indes forderte viel. Die erste Schul- und Einrichtungsleiterin Elisabeth Kanz erinnert sich: „Der Start war mühevoll. Doch die Freude der Kinder über jeden kleinen Erfolg belohnte unseren Einsatz, ebenso wie die Dankbarkeit der Eltern. Ich wünsche allen ‘St. Guntherern‘ Anerkennung und weiterhin ein segensreiches Wirken." Diese Wünsche nahmen Einrichtungsleiter Thomas Herbst und die gesamte Schulgemeinschaft gerne entgegen. Ihm ist es besonders wichtig, auf die Rechte und Belange der Kinder und Jugendlichen mit Behinderung aufmerksam zu machen und zu zeigen: „Wir gehören dazu!"

Bedarfsgerechte Weiterentwicklung

Ja, St. Gunther hat eine bunte, ereignisreiche Vergangenheit hinter sich wie zum Beispiel den Bezug des Neubaus in Cham Zifling 1976, das erste St-Gunther-Fest 1998, das zur Tradition wurde, die wiederholte Teilnahme an sportlichen Wettkämpfen, wie den Special Olympics, die Mitarbeit an wissenschaftlichen Projekten, die Einweihung der neuen Frühförderstelle 2012 und vieles mehr. Im Jahr 2007 war die Nachfrage in der Frühförderung bereits so groß, dass Außenstellen der IFS in Bad Kötzting, Furth im Wald, Roding/Mitterdorf und Rötz gegründet wurden. Die Bildungsstätte St. Gunther bildet und prägt zusammen mit den Sonderpädagogischen Förderzentren Cham und Bad Kötzting die örtliche Förderschullandschaft. Heute werden in drei Gruppen der schulvorbereitenden Einrichtung und in neun Klassen der Schule rund 110 Kinder und Jugendliche gefördert, unterrichtet und betreut. Weitere 40 Kinder befinden sich in externen SVE-Gruppen in Cham-Nunsting, Roding und Bad Kötzting unter pädagogischer Leitung des SFZ Cham und SFZ Bad Kötzting. In der Heilpädagogischen Tagesstätte werden die Schülerinnen und Schüler sowie Externe – insgesamt fast 130 Kinder und Jugendliche – betreut. Darüber hinaus fördert die Interdisziplinäre Frühförderstelle mehrere hundert Kinder mobil oder ambulant in der Frühförderstelle, im Kindergarten oder auch im Elternhaus. Über 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – pädagogisch-psychologische Fachkräfte, Studienräte/innen im Förderschuldienst, Förder- und Fachlehrer/innen, Werkmeister, Therapeuten/innen und viele mehr – arbeiten professionell, mit Herz und Verstand, in der Schule, der Heilpädagogischen Tagesstätte und interdisziplinären Frühförderstelle. Der Einzugsbereich von St. Gunther umfasst die Stadt und den Landkreis Cham sowie angrenzende Gemeinden im Landkreis Schwandorf. „Wir sind ein wichtiger Arbeitgeber im sozialen Bereich in unserer Region", stellt Thomas Herbst heraus, „darüber hinaus sind wir verlässlicher Partner für alle Eltern und Erziehungsberechtigte. Wir stellen eine interdisziplinäre sonderpädagogische Förderung auf hohem fachlichem Niveau sicher. Viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten jahrzehntelang bei uns und wir bieten jungen Menschen Praktikumsstellen in verschiedenen Bereichen an", so Herbst weiter. Anlässlich des Jubiläums stellte er die Leistungen der Kolleginnen und Kollegen besonders heraus: „Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank und ein Vergelt's Gott für Ihren tatkräftigen und engagierten Einsatz."

Tradition trifft Innovation

„Ich bin der, der ich bin. Von Gott gewollt, in seiner Liebe geborgen, bedingungslos bejaht" (Pater Anselm Grün), so lautet die Philosophie der Bildungsstätte der KJF in Cham. „St. Gunther ist ein Haus voller Leben. Ich wünsche mir, dass wir weiterhin Bewährtes erhalten, die Bildungsstätte als sonderpädagogisches Kompetenzzentrum weiterentwickeln und uns neuen Herausforderungen erfolgreich stellen", blickt Einrichtungsleiter Thomas Herbst in die Zukunft. Damit will er auch an die erfolgreiche Entwicklung inklusiver Formen des Unterrichts anknüpfen. Aktuell gibt es zwei Partnerklassen: an der Grundschule Arnschwang und an der Johann-Brunner-Mittelschule in Cham. Hier können Kinder mit und ohne Handicap lernen – so viel wie möglich gemeinsam und so viel wie nötig individuell. Als weiteres inklusives Angebot stellt die Bildungsstätte Schulbegleiterinnen und Schulbegleiter an, die die Einzelinklusion von Schülerinnen und Schülern mit unterschiedlichen Handicaps an verschiedensten Schularten ermöglicht. Auch am Gebäude selbst ging die Zeit nicht spurlos vorüber. Von Mai 2014 bis Dezember 2015 haben Handwerker und Fachleute vom Bau die Schule „energetisch ertüchtigt". Dach, Fenster und die Fassade wurden erneuert. Mit Blick auf Energieeinsparungen, notwendige Instandhaltungsmaßnahmen und eine Modernisierung des Hauses legt die KJF als Träger viel Wert auf die nachhaltige Sanierung und Ausstattung des Gebäudes. Doch damit nicht genug. Als nächstes steht bereits die Innensanierung an.

Rundum gut aufgehoben

Gelernt wird nicht nur in der Schule, sondern ganz praktisch und alltagsnah wie zum Beispiel in den Schülerfirmen von St. Gunther: im Café Windorfer, beim hauseigenen Partyservice und im Kunstatelier. Stolz darf Einrichtungsleiter Thomas Herbst auch auf den neu eingerichteten Schulsanitätsdienst sein, auf ein Radioteam, das richtig Radio macht, auf die Schulspiel- und die Orff-Gruppe und auf drei Alpakas, mit denen die Kinder im Rahmen der tiergestützten Pädagogik arbeiten und lernen. Für Kinder, die sich nicht oder nur schwer artikulieren können, kommen Talker, ein über die Augen steuerbarer PC sowie Gebärden- und Bildsymbole zum Einsatz. Wasserklangbett, Klangwelle und Snoezelenraum dienen der Wahrnehmungsschulung und Entspannung. Schwimmbad, Turnhalle, Atelier- und Therapieräume, weitläufige Außenanlagen mit vielen Spielgeräten, Wald und Obstwiesen bieten den Kindern darüber hinaus eine Vielzahl von Lern- und Erfahrungsräumen. „Hier im Haus ist immer was los", bestätigt Elternbeiratsvorsitzende Katrin Aigner, „und das ist auch gut so." St. Gunther biete jedem Kind individuelle Betreuung an und die Kinder profitierten von kleinen Gruppen, in denen Sie die nötige Hilfe und Unterstützung bekommen. „Das alles passiert in einer freundlichen und familiären Atmosphäre – wir fühlen uns hier einfach rundum gut aufgehoben", sagt Aigner.

Text: Olga Baranowska